Thema Sturz – Statistische Erhebung
Inhaltsverzeichnis
Was versteht man unter einem Sturz oder Sturzereignis in der Pflege?
Ein Sturz ist gemäß Definition im Expertenstandard1 ein Ereignis, bei dem der Betroffene unbeabsichtigt auf dem Boden oder auf einer anderen tieferen Ebene aufkommt.
Das heißt, es handelt sich um ein plötzliches, unfreiwilliges und unkontrolliertes Herunterfallen oder -gleiten des Körpers auf eine tiefere Ebene aus dem Stehen, Sitzen oder Liegen.
Es sind auch solche Sturzereignisse eingeschlossen, bei denen die Person z.B. in der Hocke oder im Sitzen aufkommt.
Stürze sind eines der größten gesundheitlichen Probleme älterer Menschen, da sie eine Vielzahl von Verletzungen und weiteren Komplikationen hervorrufen können.
1Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) ist ein bundesweiter Zusammenschluss von Personen aus der Pflegepraxis, der Pflegewissenschaft und dem Pflegemanagement. DNQP forscht und entwickelt Expertenstandards, trägt somit zur Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität der Pflege bei.
Wie oft ereignen sich Unfälle mit Todesfolgen und wo?
Insgesamt verunglückten im Jahr 2019 rund 27.000 Menschen tödlich in Deutschland zu Hause und in der Freizeit. Davon fast die Hälfte (ca. 45%) im Haushalt.
Der Sturz ist die häufigste Unfall- und Todesursache im Haushalt. Betroffen sind vor allem ältere Menschen mit einem Anteil von über 81% aller tödlich Verunglückten im Haushalt.
Andere Unfallarten wie Ersticken, Vergiftungen oder Ertrinken spielen bei den tödlichen häuslichen Unfällen nur eine geringe Rolle.
2019 starben laut Deutsches Kuratorium für Sicherheit in Heim und Freizeit e.V. (DSH) in Deutschland 12.436 Menschen durch einen Haushaltsunfall. Die Zahl der tödlichen Hausunfälle steigt jährlich – 500 mehr als im vergangenen Jahr und 3.761 mehr im Vergleich zum Jahr 2013. Grund hierfür dürfte das steigende Durchschnittsalter der Deutschen sein.
Folgendes Schaubild zeigt die Art und Anzahl der tödlichen Haushaltsunfälle im Jahr 2019.
Wieviel Seniorinnen und Senioren sterben durch Stürze?
10.750 Personen verstarben im Jahr 2019 laut DSH an einem Sturz in Deutschland.
Überwiegend stürzen Senioren in den eigenen vier Wänden und im heimischen Umfeld. Der Sturz stellt somit das höchste Todesfallrisiko im häuslichen Umfeld dar.
Die Sturz- und damit die Verletzungsgefahren nehmen mit zunehmenden Alter stark zu, oft mit tödlichem Ausgang.
Folgendes Schaubild zeigt wie sich die Stürze mit Todesfolge im Jahr 2019 auf die einzelnen Altersgruppen aufteilen.
In welchem Wohnumfeld stürzen Senioren?
In Deutschland stürzen weit mehr als fünf Millionen Seniorinnen und Senioren mindestens einmal pro Jahr und dies aufgrund der demographischen Entwicklung mit zunehmender Tendenz.
- Studien gehen davon aus, dass von den über 65-Jährigen 30 von 100 Personen der Zuhause lebenden Senioren immerhin einmal pro Jahr stürzen,
- wiederum etwa ein Viertel dieser Menschen stürzen meist dreimal pro Jahr,
- von 100 der über 80-Jährigen stürzen über 40 Senioren einmal pro Jahr,
- bei Bewohnern von Pflegeheimen ist das Sturzrisiko besonders hoch, hier stürzt mehr als die Hälfte der Senioren mindestens einmal im Jahr,
- in der ambulanten Pflege stürzt jeder zehnte Pflegebedürftige innerhalb von 2 Wochen einmal.2
2. Siehe Studie „Pflegerelevante Gesundheitsprobleme in der ambulanten Pflege und Versorgung“ vom 22.03.2017, https://link.springer.com/article/10.1007/s00391-017-1215-5
Ist das Sturzrisiko bei Frauen und Männer unterschiedlich?
Der Anteil der tödlichen Sturzunfälle am gesamten Unfallgeschehen steigt mit zunehmendem Alter.
Im Laufe der Lebenszeit gleicht sich die Sturzhäufigkeit zwischen Frauen und Männer an.
Bis zu einem Alter von 75 Jahren verunfallen und sterben nach Stürzen männliche Mitbürger häufiger.
Ab dem 85. Lebensjahr sterben Seniorinnen häufiger an Sturzfolgen wie sich an den folgenden statistischen Zahlen aus dem Jahr 2019 ablesen lässt.
Bei den Hochbetagten, welche 85 Jahre alt und älter sind, ist die Zahl der tödlich verunfallten Frauen um rund 1,7-mal höher als die der Männer.
Fazit
Wir leben länger. Mit zunehmender Lebenserwartung nehmen unsere körperlichen und geistigen Fähigkeiten ab. Dies erhöht die Sturzgefahr im Alter.
Die statistisch erhobenen Zahlen zeigen, dass die Zahl der tödlich verlaufenden Stürze im Alltag zunimmt. Fast 50% aller tödlich verlaufenden Unfälle resultieren aus einem Sturz.
Somit ist die Sturzthematik von zentraler Bedeutung im Leben unserer Gesellschaft. Die Vermeidung von Stürzen (Sturzprophylaxe) und die Minimierung von Sturzfolgen (frühzeitige Sturzerkennung) sind zwei zentrale Aufgaben um Unfälle mit tödlichem Ausgang zu reduzieren.
Mit einem größeren Anteil älter werdenden Menschen bedarf dieser Sachverhalt einer besonderen Aufmerksamkeit und Entwicklung von neuen Lösungen.